Zentraler Punkt für diese Region ist die Stadt Bordeaux. Mit ca. 260.000 Einwohner (Stand 2018), ist es die neuntgrößte Stadt in Frankreich.
Aber Bordeaux ist mehr durch den Wein geprägt, als irgendeine andere Stadt in diesem Land. Das erlebt man zum einen beim Besuch des Cité du Vin, jenem innovativen Wein Museum, dass auf 3000 qm die Weinkultur in Geschichte, Zivilisation und Kunst erlebbar macht, wie kein zweites Museum. Das man auf der Dachterrasse zum Abschluss des Besuches ein Glas Bordeaux nimmt, versteht sich wie von selbst.
Aber es zeigt sich auch bei einem Besuch im Supermarkt. Während hierzulande in der Weinabteilung ein “Frankreich“ Schild das Regal ziert, in Nizza zwischen, Alsace, Rhone und Bordeaux unterschieden wird. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Die Auswahl an Bordeauxweinen scheint dabei den Rest des Landes zu übertrumpfen. Lokal Patriotismus? Sicherlich ein wenig, aber auch der Tatsache geschuldet, dass in diesem Gebiet sich 1/3 der gesamten Anbaufläche Frankreichs befindet. Dabei übertrifft es mit 110.000 ha, dem gesamtdeutschen Weinanbau.
Langweilig? Keineswegs, genauso wie sich ein Riesling aus Saale-Unstrut vom badischen unterscheidet, genauso spannend ist das Spektrum der unterschiedlichen Bordeaux Weine. Dabei wird die Rebsortenvielfalt in Frankreich nur noch in Châteauneuf-du-Pape und im Languedoc übertroffen. Wenn auch die Rotweinproduktion mit 6 verschiedenen Rebsorten überwiegt, sind unter den 15% Weißweinen, ebenso bedeutende Weine und Namen zu finden. Denken wir nur an Sauternes (und Graves), das direkt süd/südöstlich der Stadt Bordeaux liegt. Während Sauternes für die vielleicht edelsten Süßweine der Welt steht, ist das östlich davon gelegen Entre-deux-Mers für den frischen Weißen aus Bordeaux berühmt. Wer jemals in Archachon, dem Hausstrand von Bordeaux, seine Füße in den weichen Sand steckte, ein paar frische Austern aus lokaler Zucht oder andere Meeresfrüchte auf dem Teller und einen Entre-deux-Mers im Glas hatte, fühlt sich ins Paradies entrückt. In der Regel sind Entre-deux-Mers Cuvée aus Sauvignon, Semillion und Muscadelle und damit weniger säurelastig, als der sonst so gern genommene Sancerre von der Loire.
Außerhalb Frankreichs fast ein Geheimtipp, das am rechten Ufer der Gironde gelegene Anbaugebiet Côtes de Bourg. Zu 85% werden die Weine in Frankreich selbst getrunken, denn schätzt man insbesondere den leicht lebendigen fruchtigen Stil, der in diesem Teil des Bordeaux gepflegt wird.
Entre-deux-Mers bedeutet keineswegs zwischen den Meeren. „Mers“ leitet sich von marée, dem französischen Wort für Flut ab. Die Gezeiten des Atlantiks bewirken, dass bei Flut das Meerwasser den Zusammenfluss von Garonne und Dore noch mit Meerwasser füllt.
Während weiter Richtung Osten die kleine Stadt Libourne und das St. Emillion liegen, in dem der Merlot überwiegt, befindet sich Garonne flussabwärts am Westufer von Medoc und Haut-Medoc. Das keine Region besser als die andere ist, sondern nur unterschiedliche Stilistiken produzieren wird deutlich, wer sich nach den berühmtesten Bordeaux umschaut. Nahe Libourne im Pomerol (St. Emillion) ist Chateau Petrus zu Hause. In Paulliac (Haut Medoc) am Westufer der Garonne Mouthon Rothschild.
Wenn Sie diese edlen Tropfen probieren wollen, seien zwei Veranstaltungen empfohlen. Denn außerdem eingangserwähnten Museum, gibt es zwei originelle weitere Möglichkeiten dieses einzigartige Weinanbaugebiet der Welt kennen zu lernen. Alle 2 Jahre findet das Fête le Vin statt. Ein 4-tägiges Weinfest der Superlative, bei der man sich als „Hauptstadt des Weines“ präsentiert.
Die sportlichen erfreuen sich am Medoc-Marathon, der größten Weinprobe der Welt. Eine 42 km lange Weinverkostung von Chateau zu Chateau. Wobei kaum einer die Ambition hat, als erster ins Ziel zukommen, sondern vielmehr die 6,5 Stunden auszukosten, bis man das Ziel erreicht haben muss. Natürlich mit einem Schluck Rothschild im Blut.